Die Hemsbacher
Stadtgeschichte
Das Wappen der Stadt Hemsbach
Das Schulterjoch war als Traghilfe im ländlichen Bereich in Gebrauch, unter anderem im Weinbau, der seit jeher in Hemsbach betrieben wurde. Das Joch ist auch das alte Fleckenzeichen Hemsbachs, das vom Wappen abgelöst wurde. Die Bedeutung der Rosen ist nicht geklärt; vermutlich handelt es sich aber nur um eine Verzierung – oder um ein Symbol der Lebensfreude als Ausgleich zum „Joch der Arbeit“.
Einen anderen Standpunkt vertritt Edwin H. Höhn (Der Spannhaken ist das Hemsbacher Dorfzeichen, in: Hemsbacher Gemeinderundschau, 14 (1978), Nr. 2): Bei dem Symbol handle es sich um den längst vergessenen Spann- oder Klammhaken, wie er früher bei der Weinlese eingesetzt wurde. Als Hemsbach Mitte des 15. Jahrhunderts ein eigenes Siegel bekam, habe es der Wormser Herrschaft wohl nahe gelegen, ebenfalls ein Symbol aus dem Weinbau zu nehmen, so wie einige Orte an der kurpfälzischen Seite der Bergstraße in ihren Wappen Symbole aus dem Weinbau führen. Die beiden Rosen seien auch keine Sinnbilder für Freude, sondern zeigten vielmehr die damalige Zugehörigkeit Hemsbachs zur Wormser Herrschaft an.
Die Tiefburg
Die Hemsbacher Burg im Ortskern
Anno 1421 zog Kurfürst Ludwig III. gegen die Hussiten nach Böhmen. Während der Kriegsvorbereitung verstärkte sein Bruder Otto I., Dorfherr zu Hemsbach, die Sicherheit von Burg und Dorf durch die Anlage zusätzlicher Gräben. Das untenstehende Modell (Ansicht aus Richtung Süden) der Burg- und Schlossanlage zeigt diesen Ausbauzustand.
Dies ist wohl als letzte, abschließende Stufe in der Entwicklung der Burg anzusehen. Grundlage zu diesem Modell der „Veste Hemspach“ sind Pläne und Zeichnungen, die das General-Landesarchiv Karlsruhe zur Verfügung stellte. Darüber hinaus wurden der „Lorscher Codex“ und die Chroniken von Pfarrer Camill Maurer und Julius F. Kastner auf bekannte und versteckte Hinweise bezüglich des Aussehens und der Zweckbestimmung der Gebäude durchsucht.
Der Komplex mit dem schlossähnlichen Gebäude und der inneren Burg war von einem Wassergraben umzogen. Der Zugang erfolgte über eine Torbrücke. Durch den äußeren Burghof zog eine Straße, die am oberen Tor in die heutige Schlossgasse überging. An der Stelle vorn rechts steht heute das Rathaus.
Von diesem Tiefburgenkomplex, der einst von der heutigen Bachgasse bis zum Rathaus reichte, steht nur noch der Burgfried, heute „Zehntscheuer“ genannt (linkes Gebäude). Es ist das älteste Gebäude Hemsbachs.
Nach einem Text von Altstadtrat Edwin F. Höhn Literatur: Edwin F. Höhn, Burg und Schloßgut zu Hemsbach, Verlag: Druckerei Höhn, Laudenbach
Hemsbach - Vom Dorf zur Stadt
Wenn Sie Ihre Kenntnisse über die Entwicklung Hemsbachs vom Dorf zu einer lebendigen Stadt der Gegenwart vertiefen möchten, sei Ihnen unsere Ortschronik empfohlen: Stadt Hemsbach (Hrsg.): Hemsbach – Vom Dorf zur Stadt, verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher, 2011, ISBN 978-3-89735-442-5.
Eine spannende und unterhaltsame Zeitreise durch Hemsbach mit vielen schönen fotografischen Erinnerungen bietet unser Büchlein Hemsbach – Bilder im Wandel der Zeit. Es ist 2014 erschienen im Geiger-Verlag, Horb am Neckar, und umfasst 60 Seiten mit 54 aktuellen und 54 historischen Fotos (ISBN: 9783865955487).
Die Sanierung des Hemsbacher Rathauses
Bei der Sanierung eines solchen Gebäudes trägt man also eine große und gleich mehrfache Verantwortung. Dieser hat sich Hemsbach in den Jahren 2007 bis 2009 gestellt.
Die bewegte Geschichte
Carl Mayer von Rothschild
Rothschild, aus dessen Ehe mit Adelheid Herz vier Söhne und eine Tochter hervorgingen, lebte teils in Frankfurt, teils in Neapel und erwarb in beiden Städten heute noch berühmte Gebäude, so beispielsweise 1841 die Villa Pignatelli, eines der angesehensten Häuser Neapels.
Erster Ehrenbürger Hemsbachs
1839 kaufte Carl Mayer von Rothschild das ehemalige Hemsbacher Burggut und wurde noch im gleichen Jahr zum ersten Ehrenbürger Hemsbachs ernannt. Der Name Rothschild ist übrigens auch verbunden mit dem Schloss Rennhof im ehemaligen Hemsbacher (heute Lampertheimer) Stadtteil Hüttenfeld. Dieses ließ sich Carl Mayer von Rothschilds ältester Sohn Mayer Carl 1853 zu seinen Ehren errichten; 1889 wurde es an die Fürsten Löwenstein-Wertheim-Freudenberg verkauft. Seit 1954 ist es Unterkunft des Litauischen Gymnasiums Hüttenfeld.
Notwendige Sanierung versus Finanzsituation
Die Sanierung des Hemsbacher Schmuckstücks
Bereits 2004 hatte der Gemeinderat zunächst für eine neue Rathaus-Außenstelle in der Hildastraße 12 „grünes Licht“ gegeben, denn nach einer Sanierung würde das Rothschildschloss wegen diverser Vorgaben (Barrierefreiheit, Brandschutz) weniger Nutzfläche aufweisen. Der Baubeschluss zur Rathaussanierung fiel 2006. Das beauftragte Büro für Baukonstruktionen (BfB) Karlsruhe veranschlagte die Gesamtkosten für die Gebäudesanierung mit 3,7 Millionen Euro.
Zeit günstig für Fördermittel
Die Zeit war zudem günstig für Fördermittel: Über das Landessanierungsprogramm würden etwa 850.000 Euro Zuschuss fließen, aus dem Ausgleichsstock etwa 1,1 Millionen Euro. Zur weiteren Finanzierung trugen eine Rücklagenentnahme und Erlöse aus dem Verkauf städtischen Eigentums bei.
Mehr lesenZeit günstig für Fördermittel
2006
Die Zeit war zudem günstig für Fördermittel: Über das Landessanierungsprogramm würden etwa 850.000 Euro Zuschuss fließen, aus dem Ausgleichsstock etwa 1,1 Millionen Euro. Zur weiteren Finanzierung trugen eine Rücklagenentnahme und Erlöse aus dem Verkauf städtischen Eigentums bei.
Die Entscheidung fiel zugunsten desjenigen Entwurfs, der den größten Raumgewinn versprach und das Erscheinungsbild des Schlosses fast unberührt ließ. Dieser sah eine zentrale Halle mit lichtem, durchgehendem Treppenhaus vom Erd- bis ins dritte Obergeschoss vor, bis ins zweite Obergeschoss zweiläufig. Die notwendige Verbreiterung des Verbindungsgangs im dritten Obergeschoss sollte möglich werden durch eine – optisch wenig beeinträchtigende – Versetzung der Südwand nach außen. Für die horizontale Erschließung inklusive Aufzug musste allerdings die historische Treppe aus dem Jahr 1840 weichen.
Neugestaltung der Außenanlage
Parallel zur Gebäudesanierung startete die 2008 Neugestaltung der Außenanlagen, denn auch das Umfeld des Schlosses sollte in neuem Glanz erstrahlen und seine zentrale Lage im historischen Ortskern angemessen zur Geltung bringen. Bei der Planung hatte die Verwaltung auf eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit gesetzt und sowohl einen „runden Tisch“ als auch eine Bürgerversammlung einberufen.
Mehr lesenNeugestaltung der Außenanlage
2008
Parallel zur Gebäudesanierung startete die 2008 Neugestaltung der Außenanlagen, denn auch das Umfeld des Schlosses sollte in neuem Glanz erstrahlen und seine zentrale Lage im historischen Ortskern angemessen zur Geltung bringen. Bei der Planung hatte die Verwaltung auf eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit gesetzt und sowohl einen „runden Tisch“ als auch eine Bürgerversammlung einberufen.
Ergebnis war, dass das Rathaus insgesamt seinen das mediterrane Flair des Ensembles unterstreichenden „grünen Rahmen“ zurückbekommen hat. Der Eingangsbereich wurde mit Natursteinen gepflastert; das Ehrenmal mit Brunnen saniert. Gesäumt wird die Fläche von Kastanien, die Treppe ist nach Westen und Norden hin offen. Im Süden dominiert eine große, vielfältig nutzbare Schotterrasenfläche, ergänzt durch einen Rosengarten, eine Terrasse und kleine Bühne, Spielgeräte für Kinder und viele weitere auflockernde Gestaltungselemente. Zudem bieten sich am und rund ums Rathaus ausreichende Parkmöglichkeiten. Die Kosten in Höhe von knapp 1,6 Millionen Euro wurden zu zwei Dritteln mit Zuschüssen und Fördermitteln gedeckt.
Die Sanierung beginnt
Im Frühjahr 2007 war das Rathaus geräumt – einige Verwaltungsbereiche kamen während der rund zweijährigen Bauzeit in der neuen Rathausaußenstelle unter, Bürgermeister, Stabstelle, Personalamt und der Fachbereich Planung und Technik in angemieteten Räumen in der Bachgasse. Dann folgten die ersten Schadenskartierungen und Demontagearbeiten. Zerbröselndes Mauerwerk, abfallender Putz, lockere Gesimse, verfaultes Holzgebälk, durchgerostete Balkongeländer – die Mängelliste nahm kein Ende. Aber eines der größten Probleme, die es zu bewältigen galt, war das unzureichende Raum- und Traggefüge des Schlosses. Zur besseren Aussteifung und Anbindung der Holzbalkendecken an die Querwände baute man an vielen Stellen Stahlanker ein. Um die Last auf den etwa 70 Quadratmeter großen Gewölbekeller zu reduzieren, musste die östliche Treppenraumwand in Höhe des Erdgeschosses durch eine Wand aus Stahlbeton mit Stahlbeton-Stützen im Untergeschoss ersetzt werden.
Mehr lesenDie Sanierung beginnt
2007
Im Frühjahr 2007 war das Rathaus geräumt – einige Verwaltungsbereiche kamen während der rund zweijährigen Bauzeit in der neuen Rathausaußenstelle unter, Bürgermeister, Stabstelle, Personalamt und der Fachbereich Planung und Technik in angemieteten Räumen in der Bachgasse. Dann folgten die ersten Schadenskartierungen und Demontagearbeiten. Zerbröselndes Mauerwerk, abfallender Putz, lockere Gesimse, verfaultes Holzgebälk, durchgerostete Balkongeländer – die Mängelliste nahm kein Ende. Aber eines der größten Probleme, die es zu bewältigen galt, war das unzureichende Raum- und Traggefüge des Schlosses. Zur besseren Aussteifung und Anbindung der Holzbalkendecken an die Querwände baute man an vielen Stellen Stahlanker ein. Um die Last auf den etwa 70 Quadratmeter großen Gewölbekeller zu reduzieren, musste die östliche Treppenraumwand in Höhe des Erdgeschosses durch eine Wand aus Stahlbeton mit Stahlbeton-Stützen im Untergeschoss ersetzt werden.
Hemsbach nimmt sein Schmuckstück in Besitz
Bereits kurz vor Weihnachten 2008 begann die Stadtverwaltung wieder mit dem „Rück-Umzug“ ins sanierte Rathaus. Ein gutes halbes Jahr später, nach endgültiger Fertigstellung auch der Außenanlagen, feierte Hemsbach am 26. Juli 2009 schließlich sein neues Schmuckstück mit einem großen Fest und einem Tag der offenen Tür. Ganz Hemsbach nahm sein Rathaus in Besitz, dessen gestalterisch hohe Qualität nun (wieder) harmonisch mit einem „Schlossgarten“ korrespondiert und Hemsbach eines der schönsten Rathäuser der Region beschert – zumal sich ein Rathaus des 21. Jahrhunderts auch im Innenbereich kaum bürgerfreundlicher gestalten lässt und darüber hinaus für die Verwaltungsmitarbeiter eine angenehme Arbeitsatmosphäre schafft. All dies ist dem Umstand zu verdanken, dass zu jedem Zeitpunkt der Sanierung die praktische Arbeit am Objekt von allen an der Sanierung Beteiligten als gemeinsame Aufgabe begriffen und zielorientiert durchgeführt wurde.
Hemsbach nimmt sein Schmuckstück in Besitz
2009
Bereits kurz vor Weihnachten 2008 begann die Stadtverwaltung wieder mit dem „Rück-Umzug“ ins sanierte Rathaus. Ein gutes halbes Jahr später, nach endgültiger Fertigstellung auch der Außenanlagen, feierte Hemsbach am 26. Juli 2009 schließlich sein neues Schmuckstück mit einem großen Fest und einem Tag der offenen Tür. Ganz Hemsbach nahm sein Rathaus in Besitz, dessen gestalterisch hohe Qualität nun (wieder) harmonisch mit einem „Schlossgarten“ korrespondiert und Hemsbach eines der schönsten Rathäuser der Region beschert – zumal sich ein Rathaus des 21. Jahrhunderts auch im Innenbereich kaum bürgerfreundlicher gestalten lässt und darüber hinaus für die Verwaltungsmitarbeiter eine angenehme Arbeitsatmosphäre schafft. All dies ist dem Umstand zu verdanken, dass zu jedem Zeitpunkt der Sanierung die praktische Arbeit am Objekt von allen an der Sanierung Beteiligten als gemeinsame Aufgabe begriffen und zielorientiert durchgeführt wurde.
Hervorzuheben ist auch die Wirtschaftlichkeit: Trotz aller Unwägbarkeiten bei der Sanierung dieses geschichtsträchtigen Gebäudes legte man hinsichtlich der im Vorfeld der Sanierungsarbeiten veranschlagten Kosten eine „Punktlandung“ hin – und kam bei der Finanzierung einer der größten Investitionsmaßnahmen Hemsbachs in den letzten Jahrzehnten ohne Darlehensaufnahme aus.
Im eingangs beschriebenen Spannungsfeld stellt sich das Gebäude heute dar als gelungene Metamorphose: Es ist ein Schloss geblieben und zu einem zeitgemäßen Rathaus geworden, zu einer Stätte der Begegnung aller Generationen, zu einem lebendigen Mittelpunkt.
Wilhelm Trübner
(1851-1917)
Die Hemsbacher Geschichte im Zeitstrahl
795
1264
1476
1573
1621
1635
1653
1660
1698
1748
1762
1802
1804
1832
1837
1839
1845
1846
1849
1851
1925
1928
1935
1936
1940
1945
1968
1970
1972
1979
1983
1986
1990
1993
1999
2004
Sanierung des Bahnhofs
Kardinal Karl Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hält die Predigt beim Katholischen Pfingstgottesdienst auf dem Kreuzberg
2006
2007
2007 - 2009
2008
2013
2016
Noch nicht genug von der Hemsbacher Geschichte?
Aufschlussreich und spannend zu lesen sind die vom Geschichtsverein Hemsbach e. V. verfassten Artikel zur Hemsbacher Ortsgeschichte, die seit 1983 als Heimatbeilage Die Dorfheimat im „Hemsbacher Stadtanzeiger“ erschienen und auch im Internet auf der Website des Geschichtsvereins zu finden sind.